Chicago 2025: Es ist nicht vorbei, bevor es vorbei ist

Chicago 2025: Es ist nicht vorbei, bevor es vorbei ist

Der Marathon in Chicago ist besonders. Er findet seit 1977 statt, jener in Boston hingegen ab 1897. Doch schafften 2025 in der „windy city“ über 54.000(!) Läufer*innen die 42,195 Kilometer Das war Platz drei, nur ganz knapp hinter London und Berlin.

Vor allem jedoch war im Vorjahr der mit nur 24 Jahren tragisch verstorbene Kelvin Kiptum in Chicago seinen Weltrekord gelaufen. Er hatte nur 2:00:35 Stunden gebraucht. Und heuer?

Meine Tipps

Es konnte für mich nur einen geben. Vorjahres- und Boston-Sieger John Korir oder Halbmarathon-(Fabel-)Weltrekordler Jacob Kiplimo. Ich sagte Korir. Für eine Dreierwette wurde es schwierig: Kotut oder Kiplagat oder Kipruto, oder vielleicht …

Emotionaler Favoriten vor Ort war Connor Mantz, dem ich einen US-Rekord zutraute. Mein Herz aber schlug für Geoffrey Kamworor, Ex-Sieger in New York. Nach seinen schweren Verletzungen kann er im Karriereherbst kaum gewinnen, doch es wäre sooooo schön 😍🏃🏿

Die Vorschau des Frauenrennens? Da Ruth Chepngetich in Chicago ihren mutmaßlichen Doping-Weltrekord lief – anderswo war sie nachweislich mit Drogen vollgepumpt wie eine wandelnde Apotheke – fehlten da ein bisschen Begeisterung und Stimmung. Doch Alemu hat in Valencia gewonnen, das zählte für mich. Ihre Landsfrau Feysa sah ich ebenfalls auf dem Podium.

Die Bilanz der Dreierwette

Bei den Frauen hatte ich 2 von 3 richtig: Feysa gewann vor Alemu. Mein dritter Tipp, Cheptai aus Kenia, startete letztlich gar nicht. Bei den Männern war 1 von 3 schwach getippt von mir. Kiplimo gewann, Korir und Kotut gaben auf.

Mantz freilich lief als Viertplatzierter nationalen Rekord, Kamworor wurde als „alter Mann“ immerhin Fünfter.

Das Rennen

Ich stand nach der ersten Mail sowie den Kilometern 15 und 25 an der Stecke. Meine Live-Postings auf Instagram und Facebook waren so etwas von klar: Keine Ahnung, ob das gut geht, aber derzeit rennen die in Chicago beim Marathon Weltrekordtempo!

Jacob Kiplimo – anfangs auch John Korir – war bis nach Kilometer 35 auf Weltrekordkurs, musste dann jedoch vergleichsweise noch gewaltig Tribut zollen und gewinnt in 2:02:23.

Der Mann mit dem Hammer

Im Marathonlauf kommt oft ab Kilometer 35 „der Mann mit dem Hammer“. Während Hobbyläufer da öfters vollkommen einbrechen, geht es in der Weltklasse hier höchstens um die eine oder andere Minute. Doch diese ist entscheidend.

Das galt sogar für den Weltrekordlauf von Eliud Kipchoge 2022 in Berlin, und eben für Jacob Kiplimo 2025 in Chicago, als er am Ende deutlich langsamer wurde. Wie fast alle. Doch es kann auch schlimmer kommen: Mein Tipp John Korir lief lange mit Kiplimo das Rekordtempo mit und stieg dann aus. So kann es hammermäßig gehen.

Außer man ist Kelvin Kiptum. Der wurde auf der zweiten Hälfte und den letzten 10 Kilometern immer schneller. Siehe die Teilzeiten von Kipchoge, Kiptum und Kiplimo – im Bild in dieser Reihenfolge von rechts nach links – im Vergleich 🏃🏿

PS. Studien weisen nach, dass ein „negative split“ – die zweite Hälfte eines Marathons schneller als die erste Hälfte zu laufen – die richtige Taktik wäre.

PPS. Es war übrigens so: Ich galt daheim in Österreich als Nerd, weil mich das interessiert, und ich in den USA vor Ort war. Hier in Chicago aber verstand keiner, warum ein gleichzeitiger Lauf in Graz oder ein Fußballspiel gegen Rumänien wichtiger sein sollten 😉