Felix Gall: Ein Held der Landstraße

Felix Gall: Ein Held der Landstraße

Der Osttiroler Felix Gall hat die Tour de France nicht gewonnen. Er wurde ausgezeichneter Fünfter. Seine Leistung aber war absolute Weltklasse. Im wahrsten Sinn des Wortes. Weil fast niemand auf der ganzen Welt 3.302 Kilometer mit über 50.000 Höhenmetern auf dem Rad schneller als Felix fahren kann.

Und auch, weil Felix Gall in einer echten überall betriebenen Weltsportart so unglaublich gut ist. Um sich das Tempo bei der Tour de France vorstellen zu können: Wie lange würde Otto Normalverbraucher mit Gall mithalten können? Ein paar Meter und wenige Sekunden. So schnell fährt Felix!

Wenn jemand meine Postings in sozialen Medien kommentiert, Felix hätte strategisch quasi alles falsch gemacht und müsste sich einen Etappensieg holen, so fehlt mir dafür jedes Verständnis. Sportlich ist der fünfte Platz in der Gesamtwertung ohnedies die ungleich größere Leistung. Langfristig bringt das auch mehr öffentliche Aufmerksamkeit.

Doch auch zwecks kurzzeitiger Präsenz in den Medien ist das Streben nach dem Etappensieg Unsinn. Das ist so, als würde man ein Formel 1-Auto extra so bauen, dass nur auf dem Stadtkurs in Monte Carlo schnell ist. Weil ja ein Sieg ebenda so prestigeträchtig wäre. Ja eh. Aber wer garantiert, dass man gewinnt?

Der Etappensieg ist ja keine Alternative, die man sich einfach mal so abholt wie Theaterkarten an der Kassa. Obwohl Gall 2023 die Königsetappe der Tour gewonnen hat, weiß er, man braucht dafür das Glück der richtigen Gruppe. Wäre ihm Jonas Vingegaard damals so nachgefahren wie heuer, ist ein Sieg Illusion. Soll sich Gall davon abhängig machen, ob Tadej Pogačar und Vingegaard sich belauern oder einer von beiden doch den Etappensieg will?

Anders als sein Ex-Teamkollege Valentin Paret-Peintre hätte Gall zudem höchstwahrscheinlich im Sprint auf dem Gipfel des Mont Ventoux Ben Healy nicht geschlagen. Nicht weil er ein schlechterer Fahrer wäre. Sondern er hat die geringere Endbeschleunigung, was zu einem großen Teil Veranlagungssache ist.

Felix Gall kann etwas, dass heuer nur vier Menschen auf der ganzen Welt besser konnten. Drei Wochen lang in der größten Rundfahrt der Welt unglaublich schnell sein. Das hat weniger mit Talent zu tun, als dass er sich jede gewonnene Sekunde Tag für Tag mit härtestem Training verdient hat. Deshalb ist Felix großartig.