
Tokyo Marathon: Laufbericht Männer
Hätte man die Sieger vorhersagen können? Ich nicht. Aber meine Fehltipps im Sport sind legendär. Im Laufsport ist es nicht ganz so schlimm, dass automatisch das Gegenteil stimmt. Was ich trotzdem unterschätzt habe: Tadese war 2023 Dritter in Berlin. Na gut. Doch seine damalige 2:03er-Zeit war allerdings U23-Weltrekord. Das Potential dieses Mannes hätte man vulgo ich also erahnen sollen.
Meine Tipps waren Cheptegei, Gelesa oder Ngetich. Die beiden Letztgenannten wurden immerhin Zweiter und Dritter. In einer Dreiergruppe mit Tadese, die sich erst relativ spät – nach Kilometer 35 – auflöste. Tadese wartete großteils ab, lief auf Sieg statt Zeit und war am Ende souverän. Vorjahressieger Kipruto und der große Birhanu Legese versuchten das Tempo der Spitzengruppe zu halten, konnten es jedoch nicht.
Deresa Gelesa als Vorjahreszweiter hinter dem Jahresweltbesten Sabastian Sawe in Valencia und Vincent Ngetich als 2024 in Tokyo ebenfalls Dritter haben auch geliefert. Die Enttäuschung für mich war Joshua Cheptegei. Der Mann ist schließlich Weltrekordler über 5.000 und 10.000 Meter auf der Bahn. Nach einem für seine Verhältnisse durchwachsenen Marathondebüt hatten diesmal viele den Durchbruch erwartet.
Doch Cheptegei hat es gar nicht versucht. Er passierte Kilometer fünf als 23., die Spitzengruppe kaum noch in Sichtweite. Zur Halbmarathonzeit war er in 1:02:09 22., um am Ende noch einige Läufer aufzusammeln. Seine zweite Hälfte war freilich genauso langsamer als die erste. Der achte Platz in 2:05:59 ist für ihn alles andere als „the yellow from the egg“.
In diesem Bericht steht viel zu wenig über Takele Tadese, einen einstigen 3.000 Meter-Hindernisläufer? Ja eh. Weil er auf fünf Sechstel der Strecke ein völlig unauffälliges Rennen lief. Am Ende hat er gewonnen. Das genügt. Wir werden ihn im Herbst wiedersehen. Ich tippe auf Berlin.
Ergebnisse und Zwischenzeiten findet man hier.