Meine schönsten Laufgeschichten

Meine schönsten Laufgeschichten

Vorsicht und Warnung! Ich schreibe hier über meine persönlichen Erlebnisse im Laufsport. Meine aktive beste Zeit ist da allerdings rund ein Vierteljahrhundert her. Es sind also Erinnerungen eines älteren Mannes. Im Verschönerungsspiegel der Vergangenheit gesehen. Doch eine Umfrage meinerseits auf Instagram, Facebook, Blue Sky & Co ergab, dass viele das lesen wollen. Ihr seid also selber schuld, dass ich das alles erzähle 😉

 

Der seltsame Beginn

Viele Leute glauben, ich sei Marathonläufer. Nein. Ich war mal engagiert bei Volksläufen unterwegs, aber nur auf Strecken bis zur Hälfte eines Marathons halbwegs gut. Oder wie im Vorjahr Starjournalist und Sportbanause Armin Wolf eine von mir ihm vorgestellte Marathonläuferin treffend fragte: „Im Unterschied zu Peter kannst du also auch den zweiten Teil?“

Als junger Mann habe ich mir freilich zunächst eingebildet, ich müsse Marathon laufen. Vom richtigen Training dafür hatte ich nullkommanull Ahnung. Nur weil ich eben jung und sportlich war, kam ich mit einer ungenügenden und unsystematischen Vorbereitung zweimal ins Ziel. Mit Gehpausen. Erst danach lernte ich, wie man lief.

Meinen Laufsport betrieb ich seitdem auf vergleichsweise kürzeren Strecken. Das Dumme ist, dass man anhand seiner Bestzeiten im 10 Kilometer-Lauf und im Halbmarathon theoretisch ausrechnen kann, welche Zeit man im Marathon schaffen kann. Die zum Zeitpunkt dieser Zeilen aktuelle Staatsmeisterin – sie heißt Carola und ist die oben von „dem Wolf“ angesprochene Läuferin und in meinem Fall befangen, das als Transparenzhinweis 😉 – meint, unter 2:35 Stunden wären sofort möglich gewesen. Die Weiterentwicklung hätte laut ihr in Richtung 2:30 gehen müssen.

Was furchtbar schief ging. Es blieb bei der grauen Theorie und ich habe nie wieder einen Marathonlauf beendet. Doch das ist eine andere Geschichte am Ende dieses Textes. Dafür darf ich inzwischen Marathons im Fernsehen kommentieren.

 

Mein bester Lauf

Der Innsbrucker Stadtlauf 2001. Fast ein Vierteljahrhundert her. Platz 31 im Nirgendwo. Sogar in der Altersklasse „nur“ Viertplatzierter. Mein Name als „Filzmair“ falsch geschrieben. Das soll mein bester Lauf gewesen sein? Irgendwie schon. Denn eine Kilometerzeit von 3:17 Minuten über 10,5 Kilometer bin ich nie wieder gelaufen. Bei der Zwischenzeit-Stoppung nach exakt 10 Kilometern waren es 32:57 Minuten. Das zählte an diesem Tag. Hey, die Leute vor mir waren schließlich keine Nasenbohrer.

Der Stadtlauf in Innsbruck war übrigens offiziell vermessen. Was ihn besser macht als (m)einen Halbmarathon auf der Wiener Donauinsel in 1:12 Stunden. Weil da hatte die Gruppe mit mir eine streng genommen unzulässige Radbegleitung – die Freundin eines Mitläufers – und die Vermessung war vielleicht auch eher mittels Radcomputer „Daumen mal pi“ gewesen.

 

Der größte Erfolg

Worauf ich wirklich stolz bin, das ist keine eigene Laufleistung. Doch mein Freund Peter Plaikner war in nicht mehr ganz jungen Jahren mehrere Male knapp an der magischen Dreistundengrenze im Marathon gescheitert. Bis ich ihm einen Trainingsplan schrieb.

Ich muss ihm bis heute dankbar sein, dass unsere Freundschaft diesen überlebte. Die Herausforderung war, dass er sowohl große Umfänge als auch mangels Grundschnelligkeit viele fiese Intervall- und Tempoläufe machen musste. Weil als Mitvierziger und einer Bestzeit über 10 Kilometer von über 40 Minuten läuft man eher keinen Marathon unter drei Stunden.

Peter hat das mit 2:58 Stunden in Florenz geschafft! Und mit 53 Jahren lief er wiederum mit meinem Trainingsplan in Salzburg nochmals 3:04 Stunden.

 

 

Wenn Zeiten unwichtig sind

Platzierungen und Zeiten für mich selbst waren jedoch so eine Sache. Realistisch gesehen war ich davon abhängig, ob ein paar von den echt guten Läufern an einem Sonntag beim selben Wettbewerb antraten. Oder zum Glück in einem Volkslauf anderswo starteten. Genauso sind viele Volksläufe mit hügeligem Geläuf, die Zeiten deshalb nicht vergleichbar.

So gesehen waren vierte Plätze meinerseits in Telfs und in Klosterneuburg oder einmal im wirklich stürmischen Burgenland vermutlich das höchste der Gefühle, die ich je erreichen konnte. Weil ich bergauf und bergab oder bei Gegenwind den Rückstand auf die „Top 3“ in relativen Grenzen hielt und diese über 10 Kilometer Bestzeiten von zum Teil weit unter 30 Minuten aufwiesen. Da ging es nicht um Sieg oder „Treppchen“, sondern darum sich achtbar zu schlagen. Wer das nicht glaubt, soll einfach anhand der beigefügten Ergebnislisten Gerhard Hartmann & Co googeln.

 

 

 

Der zweite und dritte Platz, die Siege waren

Irgendwie war das gemein. Ich wurde bei einem Lauf rund um den Wienerwaldsee Zweiter. Obwohl ich gewinnen wollte. Wie gesagt, dafür musste ich Glück haben, wer überhaupt startete. So viel Unglück wie damals hatte ich selten. Aus für mich unerfindlichen Gründen startete ein Este mit einer Marathonbestzeit im Bereich der internationalen Klasse im Rennen um diese Lacke am Standrand von Wien.

Es war fast peinlich, wie er sich nach dem Start umblickte, warum denn keiner von uns Volksläufern sein Anfangstempo mitging. Doch damit mussten wir leben. Vielen von uns blieb der Lauf aus einem anderen Grund in Erinnerung: Als Verpflegung gab es naturtrüben Apfelsaft. Was beim Laufen verdauungstechnisch keine gute Idee ist.

 

Richtig stolz bin ich übrigens auf einen dritten Platz rund um den Lainzer Tiergarten. Ich lief lange in der Spitzengruppe. Also ich aus dieser ein bisschen zurückfiel, stellte sich heraus, dass ich als einziger den schlecht beschilderten Weg wusste. Diesen habe ich dann von hinten und mit zunehmend allerletzter Puste den beiden Besseren vor mir so laut als möglich zugerufen. Die wären ansonsten entweder im Wienfluss oder bei einem Wildschweintreffen – für die ist der Tiergarten berühmt – gelandet.

 

Verlaufen & Co

Bei einem Halbmarathon in Jochberg nahe Kitzbühel stellte ich vor mich hin hechelnd zur Halbzeit plötzlich fest, dass die eigentliche Strecke 50 Höhenmeter weiter oben verlief. Diese Distanz steil bergauf quer über eine Weide und mitten durch viele Kuhfladen auszugleichen, das war an diesem Tag das Ende aller Ambitionen.

Die größte Angst hatte ich am Tiroler Achensee. Bei den dortigen 23 Rundum-Kilometer verlaufen tausende Meter am hohen und steilen (Fels-)Ufer entlang. Auf einer Art (Hühner-)Steigen. Unten auf dem Wasser und somit 10 Meter tiefer kreisen Rettungsboote. Was nicht wirklich beruhigend ist.

Das Dilemma der Veranstalter: Liefe man so herum, dass die Steigkilometer am Ende sind, wären alle viel zu erschöpft und die Sache noch gefährlicher. Also beginnt der kritische Abschnitt knapp nach dem Start. In großen Gruppen laufend meinen manche, nicht mit Beinen und Köpfchen und stattdessen durch ihre Ellenbogen gewinnen zu müssen. Was mich phasenweise in Panik versetzte. Ich wollte ja nicht baden gehen.

 

 

Das größte Scheitern

Ein schneller Marathon ist etwas für intelligente Leute. Ich als kleiner Peter war offenbar nicht schlau genug für diesen Sport. Jedenfalls nicht bei einem legendären Hitzemarathon in Wien. Bei am Start bereits über 20 Grad und 30 Grad im Ziel sollte man keine Bestzeitträume verfolgen.

Es endete, wie es enden musste. Irgendwo im Wiener Prater rund um Kilometer 30. Das Aussteigen war noch meine klügste Entscheidung des Tages. Trainingspartner, die sich um jeden Preis mit für sie schlechten Zeiten ins Ziel kämpften, sah man den Rest der Saison nicht mehr. Sie hatten sich kaputt gelaufen. Ich war jedoch nach meiner Aufgabe noch dümmer. Man soll ja auslaufen.

Also joggte ich im Wiener Prater zwei Kilometer weiter Richtung ins Grüne. Statt direkt zur nächsten U-Bahn-Station, welche in der Gegenrichtung war. Und die am Ende meines Auslaufens gefühlt fünf Kilometer entfernt war. Es war der schlimmste Fußmarsch meines Lebens.

 

Die späten Jahre

Mitte meiner dreißiger Jahre habe ich mit den Laufwettkämpfen aufgehört. Weil meine Bestzeiten nicht mehr verbesserbar waren. Mehr als 10 Jahre später führte eine seltsame Form der Midlife Crisis dazu, dass ich es noch einmal wissen wollte. Natürlich war ich viel langsamer als über ein Jahrzehnt davor. Doch war es, obwohl ich es nie zugegeben hätte, mein Wunschtraum nochmals zu gewinnen.

Nicht in meiner Altersklasse, sondern eine Gesamtwertung. Na gut, ich war sehr bald im Wiener Sommerlaufcup auf Platz eins, doch da werden Platzierungen nach einem Punktesystem addiert. Einzellauf gewonnen habe ich nur einmal auf der Kurzstrecke.

Doch dann kam der Stammersdorfer Winzerlauf. Den muss man trotz ziemlich großer Starterzahl wahrlich nicht kennen. Ich aber kenne ihn jetzt. Siehe das Bild dazu 😉 Eine Fortsetzung meiner Laufgeschichten folgt gerne. Aber nur, wenn das in den sozialen Medien wieder eine Mehrheit meiner Follower – die Übersetzung Gefolgsleute klingt seltsam – will.