Olympische Spiele sind politisch

Olympische Spiele sind politisch

    1. Weil seitens des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Ziele vorgegeben sind, die glasklar mit Politik zu tun haben: Friede, Völkerverständigung und Antidiskriminierung. Nur die Umsetzung haperte immer gewaltig. Von Adolf Hitlers Propagandaspielen 1936 über den palästinensischen Terroranschlag in München 1972 bis zu Olympia quasi als Ersatzkriegsschauplatz im Ost-West-Konflikt der achtziger Jahre.

 

    1. Vor den Pariser Spielen 2024 stand im Mittelpunkt, dass nur neutrale Einzelsportler aus Russland teilnehmen dürfen. Das klang gut, war aber ein fauler Kompromiss. Wenn das eigene Land einen Angriffskrieg führt, hat jeder seine Meinung und ist nicht „neutral“. Schon gar nicht neutral sind russische Grenzbehörden, welche sicher keine Kriegsbefürworter aus- und nach Paris anreisen hätten lassen.

 

    1. Aktive Soldaten durften nicht teilnehmen, doch sind bis zu 90 Prozent der Sportler mit anderen Staatsorganisationen Wladimir Putins verbunden. Von der Polizei bis zum Geheimdienst hatte das IOC damit kein Problem. Man klammerte sich an das Symbol, dass für russische Sieger weder Hymnen gespielt noch Flaggen gehisst werden. Und daran, dass durch Startverzicht oder mangels Qualifikation ohnehin wenige bzw. fast keine Russen in Paris sein konnten.

 

    1. 2024 haben zudem sechs Sportler aus Palästina an den Olympischen Spielen in Paris teilgenommen. Das IOC hat im April eine Einladung ausgesprochen. Weil das Olympische Komitee Palästinas politisch unabhängig wäre, sah man den Terroranschlag der Hamas gegen israelische Siedler am 7. Oktober 2023 mit 1.139 Toten nicht als Ausschlussgrund.

 

    1. Das palästinensische Komitee hat Vorsitzende wie Dschibril ar-Radschub. Er lehnte Schweigeminuten zum Gedenken an die Ermordung von elf israelischen Olympiaathleten durch arabisch-palästinensische Terroristen 1972 als „rassistisch“ ab. Stattdessen sagte er: „Wir haben keine Atombombe, aber ich schwöre, wenn wir eine Atombombe hätten, hätten wir sie diesen Morgen benutzt.“

 

    1. Trotz solcher Aussagen sahen die Olympiafunktionäre keinen Widerspruch zum Friedensgedanken der Spiele. Sie betreiben lieber Vogel Strauß-Politik. So haben sie bereits vor dem Münchner Terroranschlag den Kopf in den Sand gesteckt, weil die Araber damals noch keine Sportinstitutionen als Vertreter Palästinas oder des Gazastreifens aufgebaut hatten. Daraus seitens des IOC zu folgern, das Thema Nahost-Konflikt würde Olympische Spiele nicht betreffen, war ein tödlicher Unsinn.

2024 ignorierte man die widerlichen Aufrufe al-Radschubs sowie den Boykott beispielsweise der Iraner beim Boxen oder Judo gegen Israelis anzutreten. Teilweise mit der unverhohlenen Begründung, dass man diesen Staat nicht anerkenne und ihn lieber auf dem Schlachtfeld vernichten wolle. Wir hatten Glück, dass 2024 in Paris nichts geschah.

 

Foto: Helsinki Olympics 1952 von Hugo Sundström, Finish Heritage Foundation, lizenziert unter CC BY-SA 2.0 über Wikimedia Commons.